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Der erste Stopp – Miracle Kidz Safe House – Kapstadt, Südafrika

Das Safe House

Die erste Station auf unserer Reise ist Miracle Kidz – ein Safe House für verlassene oder missbrauchte Kinder in Constantia, einem Vorort von Kapstadt. Viele Infos hatten wir vor unserer Abreise nicht darüber und wurden somit quasi ins kalte Wasser geschmissen. Wir wussten lediglich, dass es sich um rund 15 Kinder handelt, wovon einige ADHS oder FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorders – eine Krankheit die von Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft kommt) haben. Viele Kinder kommen aus Familien mit alkohol- oder drogenabhängigen Eltern, Einige auch aus kriminellen Gangster-Familien und eins der Kinder wurde als Baby im Plastikbeutel am Straßenrand gefunden. Da einige Eltern nicht wissen dürfen, wo sich ihre Kinder befinden, dürfen wir nur bestimmte Kinder fotografieren bzw. im Internet veröffentlichen.

Die Hausmutti Elsie und ihr Verlobter Thomas haben inzwischen auch schon drei der Kinder adoptiert, genau so Elsies Tochter, die auch mit den Kids hier wohnt. Bei dem Rest wird zum Teil angestrebt, die Kinder wieder in ihren Familien einzugliedern – wobei das eher weniger sind -, bei anderen laufen noch Gerichtsverhandlungen und für andere sollen Pflegefamilien gefunden werden. Zwei der Kinder leiden unter Cerebral Palsy und sind daher schwer behindert. Bei ihnen ist daher eine Weitervermittlung so gut wie unmöglich. Ein weiteres Baby ist noch im Krankenhaus. Es ist taub, blind, hat eine Gaumenspalte, eine kaputte Niere und ein Loch im Herz und wird momentan noch weiter untersucht. Diese Behinderungen sind wohl darauf zurück zu führen, da es ein Inzest-Baby ist (Vater vergewaltigte Tochter). Wir waren neulich in der Klinik und haben es besucht. Sein Bruder/Onkel ist auch hier im Safe House.

Das Haus hier gehört dem Staat und ist, obwohl Constantia eine recht wohlhabende Gegend ist, recht runtergekommen. Neben staatlicher Unterstützung (die nicht sehr hoch ist) finanziert sich Miracle Kidz hauptsächlich durch Spenden, daher kann immer nur nach und nach hier etwas erneuert und verbessert werden. Es gibt hier einen riesigen Garten, der einmal um’s Haus geht und für Sonnentage perfekt ist. Das „Wohnzimmer“ hingegen ist ziemlich schäbig und ungemütlich. Wir möchten versuchen, das Wohnzimmer in der Zeit, wo wir hier sind zu renovieren – einen Teppichboden verlegen, die Wände streichen und evtl. etwas schönere Möbel besorgen. Dazu wollten wir uns mal im Baumarkt umsehen, mit wie viel Ausgaben wir rechnen müssen und versuchen dieses Geld durch Spenden einzunehmen. Somit hätten die Kids auch einen Ort IM Haus, der etwas gemütlicher und kindgerechter ist.

Unsere Arbeit

Für die nächsten zwei Monate arbeiten wir fünf Tage die Woche, 12 Stunden pro Tag von 7 Uhr morgens bis ca. 19 Uhr abends. Die Aufgaben umfassen so ziemlich alles: Kinder anziehen, Frühstück/Mittag-/Abendessen machen, zur Schule und anderen Aktivitäten fahren/abholen, Spielen, sauber machen, Windeln wechseln, Baden, aufräumen und ins Bett bringen. Neben uns sind noch zwei weitere Vollzeitkräfte und eine Teilzeitkraft dabei, die sich zusätzlich noch um die Wäsche, die Babys und das generelle Saubermachen des Hauses kümmern. Die Vollzeitkräfte haben alle zwei Wochen zwei Tage frei an denen sie nach Hause fahren – ansonsten wohnen sie auch hier. Anscheinend ist das normal. Für uns eher unvorstellbar.

Die meiste Zeit ist die Arbeit schon sehr, sehr anstrengend und wir fallen abends echt todmüde ins Bett. Manchmal kann es aber recht lustig sein. Raffi ist bei einigen inzwischen schon „Uncle Räff“ oder einfach nur „Bro“. Für die Kleinen sind wir wohl Geschwister „Where is your sister/brother?“, bei den Größeren längst verheiratet „Where is your husband/wife?“ Generell wird jede Aktion hinterfragt und Privatsphäre gibt es nur im abgeschlossenen Zimmer, welches sich auf dem gleichen Flur wie die anderen Kinderzimmer befindet. Ansonsten hängen uns immer ein paar neugierige Kinder am Rockzipfel „What are you eating?“, „Why are you eating this?“, „I also want it!“, „Where are you going?“, „What are you doing?“, „Can I join you?“, „Why are your pants ripped?“, „Why are you wearing your cap the wrong way?“, „Why are you laughing?“, „Why are you white?“.. die Liste geht gefühlt ins Unendliche. Übrigens wachsen alle Kinder hier zweisprachig auf. Untereinander sprechen sie meistens Afrikaans, was dem Holländischem sehr ähnelt. Mit uns sprechen sie immer englisch – auch untereinander, sobald wir dabei sind. Ziemlich cool irgendwie, dass sie so easy zwischen den Sprachen wechseln können.